Was ist Social Distancing und wieso hilft es?

Social Distancing ist ein Begriff, der seit neuestem in aller Munde ist, und so ist in Zeiten von Facebook, Instagram und TikTok nun soziale Distanz das Gebot der Stunde. Die Bevölkerung wird angewiesen, auf zwar zeitlich begrenzte, jedoch in der Realität kaum absehbare Zeit ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Dies bedeutet, kein Frisbee spielen in der Frühlingssonne, kein Eis Essen im Park und kein Spielplatz-Ausflug mit den Kindern am Osterwochenende. Das dies nicht bei allen Bürgern und Bürgerinnen gleichermaßen gut ankommt ist nachvollziehbar. Doch was ist der Nutzen von Social Distancing? Sind die Maßnahmen im Kampf gegen Sars Cov-2 übertrieben oder stellen sich doch bald erste Vorboten einer Besserung ein, nach wochenlanger, zäher, persönlicher Isolation?

Wieso Social Distancing eine mutige und richtige Entscheidung der Bundesregierung ist, und viele weitere Antworten aktuellen Fragen zur neuen zwischenmenschlichen Distanz finden Sie hier in diesem Artikel.

Wissenschaftlich fundiert oder Pankimache?

Angesichts des Umfangs der Maßnahmen kam natürlich schnell die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Abstandhaltens und noch drastischeren Vorkehrungen auf. Doch selbst Länder, die lange gezweifelt und erst spät gehandelt haben, sehen sich nun dazu gezwungen ihre Maßnahmen zu verschärfen. Schweden und England, die lange keinerlei Social Distancing Empfehlung ausgegeben haben, ziehen nun angesichts steigender Covid-19 Fallzahlen nach und adaptieren die europäischen Seuchenschutzvorkehrungen. Zwar wartet man weiterhin vergeben auf eine gesamteuropäische Lösung und man kämpft weiter – wie gewohnt – mit einem Flickenteppich von Ansätzen, doch das konsequente Vorgehen der meisten Staaten zeigt, dass das Vertrauen in die Beschränkungen und die Wissenschaft dahinter ungebrochen sind.

Welchen Sinn hat Social Distancing?

Die Idee hinter der sozialen Distanz ist das sogenannte Abflachen der Infektionskurve, auf Englisch “flatten the curve”. Dies bedeutet, dass man versucht, die Ausbreitung des Corona-Virus durch radikale Beschränkungen der sozialen Kontakte zu verlangsamen, um so einen Zusammenbruch der Krankenhäuser zu vermeiden.

Obwohl die Krankheit nachweislich für jüngere Menschen oftmals nicht so schwer verläuft, besteht der Sinn dieser Maßnahme darin, einen sprunghaften Anstieg der Infektionen und damit eine Überbelastung der Intensivstationen und ihrer Ressourcen (Beatmungsgeräte, OP-Plätze, etc.) zu vermeiden. Was bei einer Überbelastung der Krankenhäuser zu erwarten ist, kann man an dem traurigen Beispiel Italiens und Spanien sehen; Ärzte, die entscheiden müssen, wen sie beatmen, Militärtransporter, die die Leichen abtransportieren müssen, oder das wohl schaurigste Mausoleum der Welt; die zur Totenhalle umfunktionierte Eis-Arena im Herzen Madrids.

Zuhause bleiben kann also in diesem Fall helfen, Leben zu retten! Ein freiwilliges Einschränken der sozialen Kontakte kann dabei helfen, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Netflix gucken und damit anderen helfen; Wer hätte gedacht, dass Träume wahr werden?

Was bedeutet Social Distancing in der Praxis?

Die Beschlüsse zur Einführung von gesellschaftlichen Beschränkungen kamen erst zögerlich, dann sehr schnell, doch die genaue Umsetzung stellt immer noch ein Problem dar. Bis auf weiteres sind alle nicht-lebenswichtigen Ausgänge zu unterlassen und soziale Kontakte nicht über die Kernfamilie hinaus zu pflegen. Gänge zum Supermarkt oder der Apotheke bleiben zwar – natürlich – weiterhin erlaubt, jederlei soziale Interaktion wie Freunde treffen oder die Eltern besuchen bleibt jedoch bis auf Weiteres untersagt. Wie das in der Praxis jedoch aussehen soll ist vorerst noch ein Rätsel. Zwar nimmt ein Großteil der Bevölkerung die Einschränkungen in Kauf, trotzdem gestaltet sich die Praxis oftmals schwierig, da eine klare Kommunikation der exakten Regeln & Beschränkungen nach wie vor nicht jeden erreicht und diesbezüglich eine große Unsicherheit herrscht. So musste die Polizei seit Beginn der Quarantäne-Maßnahmen bundesweit bereits mehrere hundert Delinquenten mit teilweise empfindlichen Strafen zu etwas mehr Gemeinsinn überreden.

Was, wenn Social Distancing nicht möglich ist?

Doch was, wenn Social Distancing nicht möglich ist? Was ist mit denen, die an der Supermarkt-Kasse stehen, oder in der Apotheke? Was ist mit den Pflegern und Pflegerinnen, den Polizisten, den Busfahrern? Für viele hat sich beruflich seit Beginn der Maßnahmen nicht viel geändert. Covid-19 hat zwar weiterhin den Alltag der meisten fest im Griff und viele entspannen sich gerade zu Hause oder im Garten, ein beträchtlicher Teil der deutschen Arbeitnehmer steht jedoch nach wie vor jeden Tag auf und geht zur Arbeit, teils mit intensivem Kontakt mit Menschen. So lässt sich in einem Supermarkt selbst bei größtmöglicher Vorsicht ein Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 m nicht immer gewährleisten, vor allem für die Angestellten. Dass diese und andere betroffene Bevölkerungsgruppen die Beschränkungen mit besonderer Skepsis betrachten, ist mehr als verständlich.

Doch wie sollen die Maßnahmen aussehen, dass sie für alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen erträglich und auch ertragbar sind? Sind die Vorkehrungen, die gerade getroffen werden, um das Corona-Virus zu besiegen nur ein Tropfen auf den heißen Stein, oder gehen sie am Ende gar nicht weit genug?

Was das Social Distancing nun im Ende bringt, und ob es in der Lage ist, dem Covid-19 etwas entgegenzusetzen, wird sich zeigen. Erste Beobachtungen sind zwar vielversprechend, doch um belastbare Aussagen über die Effektivität treffen zu können müssen erst noch ein paar Tage und etliche Untersuchungen ins Land gehen.

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